Stadler und SBB Cargo unterzeichnen Rahmenvertrag über 129 Mehrsystemlokomotiven

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Visualisierung der SBB Cargo Mehrsystemlokomotive von Stadler. / Quelle: Stadler

Stadler führt die neuen interoperablen und multisystemfähigen Bo’Bo’-Lokomotiven für Kontinentaleuropa mit einem ersten Vertrag über 36 Einheiten ein. Der Vertrag beinhaltet eine Option für 93 weitere Fahrzeuge.

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SBB Cargo Mehrsystemlokomotiven von Stadler: Vertragsunterzeichnung an der InnoTrans 2024 in Berlin, mit Handshake zwischen Alexander Muhm, Leiter Güterverkehr SBB [links] und Peter Spuhler, Verwaltungsratspräsident Stadler. / Quelle: Stadler

Die Schweizer Güterverkehrsgesellschaft SBB Cargo erteilt Stadler den Zuschlag für die Anfang 2024 gestartete Ausschreibung zur Lieferung von 36 elektrischen Mehrsystemlokomotiven (25 kVAC/ 15 kVAC / 3 kV DC). SBB Cargo wird ihre alten Lokomotiven Re 420 ersetzen und hat mit Stadler einen zuverlässigen Partner für die neue Generation von elektrischen Mehrsystemlokomotiven Bo’Bo‘ gefunden.

Die neuen Bo’Bo’-Lokomotiven sind die natürliche Weiterentwicklung der bewährten und erfolgreichen EUROLIGHT, EURODUAL und EURO9000, die für den Güter- und Personenverkehr der europäischen Eisenbahnen konzipiert wurden.

Die Lokomotiven sind auf dem neuesten Stand der Technik, um alle aktuellen und zukünftigen Anforderungen auf effiziente und zuverlässige Weise zu erfüllen und den Güterverkehrsbetreibern wirtschaftliche, ökologische und betriebliche Vorteile zu bieten. Ihr flexibles Design ermöglicht den Einsatz von zwei 500-kW-Dieselmotoren oder zwei Traktionsbatteriemodulen mit bis zu 2 MW Leistung für den Betrieb auf der letzten Meile auf nicht elektrifizierten Strecken. Auch eine Kombination aus beidem ist möglich. Sie sind mit einer Funkfernsteuerung für den Betrieb auf Gleisbaustellen oder im Rangierbetrieb auf Bahnhöfen ausgestattet.

In Bezug auf Leistung, Effizienz und Flexibilität setzen die Lokomotiven einen Meilenstein im europäischen Bo’Bo’-Segment. Sie bieten eine maximale Zugkraft von bis zu 350 kN und eine Zugleistung von 7 MW am Radkranz. Zu den weiteren betrieblichen Vorteilen zählen der niedrige Energieverbrauch und die Möglichkeit einer automatischen Digitalkupplung.

Sie erfüllen die technischen Spezifikationen für die Interoperabilität (TSI) und sind mit verschiedenen Länderpaketen ausgestattet. Dazu gehören konventionelle automatische Zugsicherungssysteme und ETCS, um einen reibungslosen grenzüberschreitenden Betrieb zu gewährleisten. Die anfängliche Konfiguration für die Schweiz, Deutschland und Österreich kann in Zukunft auf andere Länder ausgeweitet werden.

Die Lokomotiven sind mit zwei Fahrerständen ausgestattet, die nach den anspruchsvollsten ergonomischen Kriterien gestaltet sind und den Komfort- und Lärmschutzanforderungen der neuesten europäischen Normen voll entsprechen.  Die mit einem HVAC-System ausgestatteten Führerstände sorgen für maximalen Fahrerkomfort in der Betriebsumgebung. Jeder Fahrerstand ist mit zwei Rückfahrkameras und zwei seitlichen Bedienpulten ausgestattet, um den Rangierbetrieb zu erleichtern.

Iñigo Parra, Executive Vice President Division Spanien von Stadler, sagt:

«Wir haben unsere gesamte Erfahrung aus früheren erfolgreichen Lokomotivfamilien genutzt, um mit der neuen Bo’Bo’-Lokomotive die Lösung der nächsten Generation für den Schienenverkehr anzubieten. Ich bin überzeugt, dass sie einen neuen Standard in diesem Segment setzen wird.»

Alexander Muhm, Leiter Güterverkehr der SBB, sagt:

«Eine moderne und leistungsfähige Flotte ist Voraussetzung für einen erfolgreichen Schienengüterverkehr der SBB. Wir sind überzeugt, dass wir mit den Fahrzeugen von Stadler eine Lokomotive erwerben, mit der wir unsere Kunden zuverlässig bedienen und den Schweizer Schienengüterverkehr in die Zukunft führen können. Wir machen damit einen zentralen Schritt in der notwendigen Transformation des Schienengüterverkehrs.»

Medienmitteilung der SBB: SBB Güterverkehr beschafft bis zu 129 neue Streckenlokomotiven von Stadler Rail
Der Güterverkehr der SBB erneuert seine Flotte mit bis zu 129 modernen Streckenlokomotiven von Stadler Rail. Die neuen Loks sind die Basis für einen effizienten Güterverkehr und machen den SBB Güterverkehr fit für die Zukunft. Sie werden voraussichtlich 2027 bis 2035 sukzessive ausgeliefert.

Eine moderne und effiziente Flotte ist die Voraussetzung für einen erfolgreichen Schienengüterverkehr der SBB. Bis im Jahr 2050 soll deshalb das Rollmaterial im Schweizer Schienengüterverkehr komplett erneuert und vereinheitlicht werden. Nun steht der erste konkrete Schritt an: SBB Güterverkehr hat die Beschaffung von total bis zu 129 neuen Streckenlokomotiven bei Stadler Rail ausgelöst. Die Lokomotiven werden sukzessive die heute eingesetzten Altbauloks ersetzen, die in den wohlverdienten Ruhestand gehen. Die modernen Stadler-Loks werden zwischen Herbst 2027 und 2035 schrittweise ausgeliefert. In einem ersten Schritt kauft SBB Güterverkehr 36 Streckenlokomotiven. Für die weiteren 93 Fahrzeuge besteht eine Option.

«Der Güterverkehr auf der Schiene ist Rückgrat für die Landesversorgung und die Schweizer Wirtschaft. Die neuen Lokomotiven sind ein entscheidender Schritt vorwärts», sagt Alexander Muhm, Leiter Güterverkehr der SBB. «Die Loks werden wesentlich dazu beitragen, unseren Betrieb zu automatisieren, effizienter zu machen und damit den Güterverkehr auf der Schiene auf eine wirtschaftlich gesunde Basis zu stellen.»

Innovativ, effizient und energiesparend

Die bestellte vierachsige Lokomotive ist eine Neuentwicklung, die zum ersten Mal auf den Markt kommt. SBB Güterverkehr setzt damit auf eine innovative und leistungsfähige Streckenlok, die auf dem neuesten Stand der Technik ist. Ein Teil der bestellten Streckenlokomotiven besitzt neben dem Elektroantrieb auch einen Batterieantrieb (sogenanntes Last-Mile-Modul), mit dem das Fahrzeug auch auf Gleisen ohne Oberleitung fahren kann. So können diese Loks auch die ersten und letzten Kilometer von der Abholung bis zur Zustellung von Gütern beim Kunden übernehmen. Der zusätzliche Einsatz von Rangierlokomotiven fällt weg. In der ersten Tranche werden 22 von 36 Fahrzeugen mit Last-Mile-Modul ausgestattet sein.

Stadler baut eine der leichtesten Hochleistungs-Lokomotive auf dem Markt. Trotzdem ist sie höchst leistungsfähig: Sie kann etwa ein Drittel mehr Lasten ziehen als die heute eingesetzte vierachsige Lokomotive Re420. Gleichzeitig ist die Maschine sehr effizient und braucht bei höherer Leistung weniger Energie als andere Lokomotiven. Das Fahrzeug verfügt über alle notwendigen technischen Voraussetzungen für die Einführung der digitalen automatischen Kupplung, die als Schlüssel für die Automatisierung und Digitalisierung des Schienengüterverkehrs gilt.

Betriebskosten verringern sich um 60 Prozent

Die Beschaffung erfolgt im Rahmen einer langfristigen Strategie zur Erneuerung des gesamten Rollmaterials im Güterverkehr der SBB – einschliesslich Rangierlokomotiven und Güterwagen – bis im Jahr 2050. Ziel der Strategie ist eine Standardisierung der Flotte. Heute besitzt SBB Cargo 200 Streckenlokomotiven von fünf verschiedenen Typen. In Zukunft soll nur noch ein Typ eingesetzt werden. Anstatt heute 27 Wagentypen sollen künftig noch drei eigene Standardwagen und noch ein Typ Rangierlok im Portfolio stehen. Die Standardisierung wie auch die beschleunigte und effizientere Instandhaltung neuer Fahrzeuge werden die Betriebskosten der SBB Güterverkehrsflotte etwa um 60 Prozent verringern.

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16 Kommentare

  1. Nah, endlich werden wieder, wie zu Zeiten der Loki Winterthur, von einem Schweizer Hersteller Güterzugloks für die SBB gebaut. Die neuen Loks von StadlerRail werden sicher die Fussstapfen der legendären Bo‘Bo‘ Re 420 würdig ausfüllen. Gut wäre, wenn die Loks von Anfang an mit automatischer, digitaler Kupplung und Akkupaketen ausgeliefert werden könnten. Damit könnten die fossilen Relikte Schraubenkupplung/Hilfsdiesel übersprungen und ein konsequenterer Schritt in die Zukunft getan werden.

    Mit der automatischen, digitalen Kupplung im Güterverkehr muss es jetzt endlich rasch vorwärtsgehen! Bereits 1907 lieferte die Waggonfabrik Nesselsdorf (heute Tatra) grössere Serien von Kohlewagen mit der halbautomatischen Wilson-Kupplung für den Kohlenverkehr in Nordböhmen an die österreichisch-ungarische kkStB. Danach wurde das Thema über Jahrzehnte verschlafen und das Feld dem wild wuchernden, klimaschädigenden Strassengüterverkehr überlassen.

      • Das Engineering und die Entwicklung sind schweizerisch!
        Wo sie montiert und zusammengeschraubt werden ist sekundär!
        Der ‘FLIRT’ ist auch schweizerisch, obwohl er heute in PL, D, H, USA und weiss der ‘Gugger’ wo überall montiert wird!
        Die Fabrik in Valencia (E) ist heute ein reine Stadler-Montagefabrik.
        In Bussnang und Altenrhein hätte man gar nicht die Kapazität, um alle Bestellungen in der CH abzuwickeln.
        JA, die neue SBB-Maschine IST eine schweizerisch Lok, ob es Ihnen gefällt oder nicht!
        Fertig mit teutonischer ‘Traxx’- und ‘Vectron-Billigmassenware’, die dem CH-Schienennetz konstruktiv nicht wirklich gut tun (Gewicht, ungefederter Tatzlager-Antrieb etc.).
        Zum Glück sind die aktuellem ‘Vectrons’ nur geleast und in bleiben D immatrikuliert, so dass sie problemlos retourniert werden können.

  2. Die neuen Lokomotiven von Stadler werden die Geleise mehr schonen als die Traxx und Vectron mit deren fehlenden Federung der Fahrmotoren.

  3. Es wird ja erwähnt, dass SBB Cargo zukünftig nur noch auf einen Loktyp setzen will, welcher alle 200 Loks ersetzen soll. Jedoch können von der neuen Stadler Lok maximal 129 Stück aus dem Vertrag bestellt werden. Oder verstehe ich die Aussage über die Reduktion der Loktypen falsch?

    Und was sind eigentlich die fünf Lokomotiv-Typen welche SBB Cargo zurzeit im Einsatz hat?

    • Es dürft kein Problem sein, später die Bestellung zu erweitern, wenn Bedarf entstehen sollte und 129 Stück sind doch ein guter Anfang.

  4. super, muy bien, viva Espania, Rioja, Tomados und Spanische Nüssli waren schon immer ein Genuss, Löggeli sicher auch.
    Auf dem Stand der Technik, somit also Autopilot on board, welcher die lästig gierigen GDL Leute 150%ig ersetzen.
    Digitale Kupplung, ein unsinniger Ausdruck. Eher Automatische Kupplung. Digital waren die Kupplungen schon seit 1819. Entweder eingehängt oder ausgehängt, dazwischen gibt es keine stabile Position.

    • Es geht hier um die CH und die SBB CFF FFS, das ist NICHT Germanien und die DB!
      Wir haben in Helvetien keine ‘gierigen GDL-Leute’, klar?!🙄
      Ausserdem ist es eine helvetische 🇨🇭 Maschine, KEINE iberische!
      Nur weil sie in Valencia montiert werden, wird daraus noch lange keine iberische!
      Der ‘Flirt’ isch auch schwizerisch u nicht deutsch, nur weil Stadler Rail in Berlin auch eine Montagefabrik hat!
      Oder ist er polnisch, ungarisch, amerikanisch u künftig auch portugiesisch??🤣🤣🤣🙋🏻‍♂️

  5. Ah da bini erliechteret. dänn chömed d re420 und d re620 wenigstens en guete ersatz über. ha scho dänkt dass iregendwänn nur no vectrons fahred😥 aber das isch ja zum glück jetzt nöd so😀

    • Was isch äs ‘Ding’? Was isch ‘hässlich’ (chunt vo HASS, sic!)? Was isch ä ‘Rotz’?🤷🏻‍♂️🤷🏻‍♂️🤷🏻‍♂️🙄🤮
      Git’s aùs nid im CH-Vokabular!!🇨🇭
      Jiu, i weess, d’Noschtalgie-Fetschischtä, wo eefach wei Re 4/4 II u Re 6/6 fötelä, s’Läbe lang…😅😅🤣
      Für mi hett sinerzyt d’Ae 4/7 etc. o ‘eewig’ söuä läbe…
      Nüt isch eewig, numä dä Tod u d’Schtüürerchlärig!😅
      Aùs schtirbt eenisch, so wi Dir u ig oo!
      U mit äre nöië Universal-Generation cha SBB CFF FFS Cargo d’Profuktionschöschtä 60% (!!!) reduziëre!
      D’Politik (Bundesroot + Bundesversammlig + Vouch!) hei das soo wöue!🙋🏻‍♂️

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