Das Gotthardbahnmodell ist zurück im Verkehrshaus

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Vernissage des Gotthardbahnmodells im Verkehrshaus der Schweiz in Luzern am 25. Oktober 2024. / Quelle: Pius Koller

Das legendäre Gotthardbahnmodell, das seit 1959 im Verkehrshaus der Schweiz als Highlight galt, ist zurück – grösser, moderner und imposanter als je zuvor. Nach einem Jahr intensiver Umbau- und Modernisierungsarbeiten erstrahlt die Anlage in neuem Glanz.

2020 musste das Gotthardbahnmodell dem Bau eines neuen Mehrzweckgebäudes weichen. Nun, nach umfassender Transformation, steht es wieder im Zentrum des Verkehrshauses und fasziniert Jung und Alt mit seiner beeindruckenden Detailtreue und Technik.

«Das Gotthardbahnmodell gehört seit der Gründung zu den bedeutendsten Exponaten der Sammlung des Verkehrshauses und wir freuen uns riesig, dass es wieder zurück ist»

, betonte Stiftungspräsidentin Andrea Gmür anlässlich der Vernissage vor rund 300 Gästen.

Eine der längsten Modellbahnanlagen der Schweiz

Eine erhöhte Passerelle ermöglicht nun einzigartige Ausblicke auf die detailreiche Landschaft. Wie ein aufgeklapptes Taschenmesser entfaltet es sich entlang der Bergkuppe und integriert den 2016 eröffneten Gotthard-Basistunnel. Vor 55 Wochen begann die umfassende Transformation der Anlage in Bleienbach. Das ursprünglich 6 x 14 Meter grosse Gotthardbahnmodell misst jetzt 31,5 Meter in der Länge und 3,5 Meter in der Breite und gehört zu den längsten Modellbahnanlagen der Schweiz. Der 2016 eröffnete Gotthard-Basistunnel wurde ebenfalls integriert. Besucherinnen und Besucher können hinter die Kulissen der Modellwelt blicken: Eine digitale Steuerung und Schattenbahnhöfe auf der Rückseite bieten spannende Einblicke.

«Als einmal zu viele Personen auf dem Gerüst bei Wassen diskutierten, brach plötzlich das Fundament der Kirche Wassen in den unteren Tunnel ein. Der Pfarrer Sepp Baumgartner von Wassen konnte aber dank gutem Draht nach oben schlimmeres verhindern. So hat heute die Kirche Wassen ein doppelt so starkes Fundament wie früher.»

Emil Galliker, Projektleiter Modellbaugruppe Gotthard.

Eine Meisterleistung der Freiwilligenarbeit

Unter dem Motto «Altes mit Neuem verbinden» hat die Modellbaugruppe Gotthard unter der Leitung von Emil Galliker das Gotthardbahnmodell mit viel Liebe zum Detail weiterentwickelt. Das Team besteht aus 20 engagierten Mitgliedern der Eisenbahn- und Modellbaufreunde Luzern sowie der Rothenburger Eisenbahn Modellbau Freunde. Gemeinsam investierten sie über 12’000 ehrenamtliche Arbeitsstunden, um dieses Meisterwerk zu realisieren.

«Der Förster des Kantons Uri, Hansueli Graber, hat jeden der 7500 Bäume herausgenommen, einen Zahnstocher platziert, die Tannen restauriert, mit Haarspray gefestigt und wieder eingesetzt.»

Emil Galliker, Projektleiter Modellbaugruppe Gotthard.

«Für die neuen Bäume haben wir Fotos gemacht und von Hand abgezählt.»

Emil Galliker, Projektleiter Modellbaugruppe Gotthard.

Ein grosses Dankeschön richtete Verkehrshaus-Direktor Martin Bütikofer an alle, die sich für dieses «Herzensprojekt» engagiert haben:

«Die Transformation des Gotthardbahnmodells wurde durch die grosszügige Unterstützung zahlreicher Verkehrshaus-Mitglieder, Spenderinnen, Sponsoren und Förderer ermöglicht. Ohne dieses Engagement und die finanziellen Beiträge wäre die Verwirklichung dieses einzigartigen Projekts nicht möglich gewesen.»

In Workshops am Gotthardbahnmodell mithelfen

Das Verkehrshaus freut sich, das Gotthardbahnmodell ab sofort wieder der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Besucherinnen und Besucher sind herzlich eingeladen, den Modellbauern bei ihrer Arbeit über die Schulter zu schauen oder in Modellbau-Workshops selbst Hand anzulegen. In den nächsten zwei Monaten werden noch Anpassungen vorgenommen und die komplette Inbetriebnahme vorbereitet. Ab Januar 2025 wird die Anlage dann vollständig betriebsbereit sein. Optional könnte später auch noch ein Tessiner-Abschnitt hinzukommen.

Die definitive Einweihung der Gotthardbahnmodellanlage findet am 18. Juni 2025 im Rahmen der Eröffnung der neuen Ausstellung «Bahnerlebnis Schweiz» statt.

Das Gotthardbahnmodell
Das Gotthardbahnmodell im Verkehrshaus der Schweiz gilt als Ikone. Es ist in mehrerlei Hinsicht relevant und nicht nur Teil der Verkehrshausgeschichte, sondern hat sich ins kollektive Gedächtnis vieler Schweizerinnen und Schweizer gebrannt als:

– Gehört seit 1959 zur Sammlung vom Verkehrshaus der Schweiz (Objekt Nr. 135 in der Verkehrshaus-Stiftung)
– Spiegelbild der historisch-kulturelle Bedeutung der Gotthardbahn
– technische Meisterleistung im Modellbau
– ein Herzensprojekt – emotionaler Wert für Besucherinnen und Besucher

Hintergrundinformationen

Das legendäre Gotthardbahnmodell war seit 1959 ein Highlight im Verkehrshaus. 2020 musste die Attraktion für den Bau eines neuen Mehrzweckgebäudes weichen. Jetzt, vier Jahre später, kehrt das Gotthardbahnmodell zurück – moderner, interaktiver und noch eindrucksvoller als zuvor.

Für den Bau der Gotthardbahnmodell-Anlage ging die Initiative von der Generaldirektion der SBB aus. Sie stellte auch die Finanzierung und erforderliche Arbeitskraft sicher. Federführend war Paul Winter, der damals stellvertretende Obermaschineningenieur bei der SBB in Bern und zugleich Gründungsmitglied der Eisenbahn- und Modellbaufreunde Luzern (EMBL) war. Der Klub stimmte damals mit gemischten Gefühlen zu. Auf der einen Seite standen einige Mitglieder zur Seite, die bei der SBB wichtigen Funktionen innehatten. Diese verschafften die wichtigen Unterlagen für den Bau und sorgten sicher auch für die nötige Motivation. Die oben erwähnte Direktion versprach zudem eine Reise nach Hamburg oder München. (Es wurde aber nur eine Fahrt ins Blaue mit dem Roten Pfeil.) Auf der anderen Seite sahen die Mitglieder auch den riesigen Aufwand und die knappe Zeit, die Anlage musste ja in etwas mehr als zwei Jahren fertig sein. (Quelle EMBL)

– Details zum Bau: Gotthardmodell im Verkehrshaus | Eisenbahn- und Modellbaufreunde Luzern

Nach der Herstellung der ersten Teile im Gotthardhaus (ehemaliges SBB-Verwaltungsgebäude in Luzern), wurde das Modell vor Ort im Verkehrshaus fertiggestellt. Dank rund 30’000 Stunden von zwei Dutzend EMBL-Mitgliedern investierten Freiwilligenarbeit konnte die Anlage rechtzeitig auf die Eröffnung am 1. Juli 1959 in Betrieb genommen werden.

Eine einzigartige Modellanlage

Das Modell zeigt die Gotthard-Nordrampe, vom Bahnhof Erstfeld bis zum Naxberg-Tunnel. Die Landschaft wurde auf der Grundlage von Landkarten und diverser Fotografien detailreich und möglichst originalgetreu nachgebaut. Zu sehen sind etwa die Intschireussbrücke, die Chärstelenbachbrücke und die Kirche von Wassen, ausserdem diverse Lawinengalerien, 12 Tunnels, 60 Weichen und 26 Signalanlagen. Die Gesamtlänge der verbauten Gleise betrug etwas mehr als 330 Meter. Die eigens für das Modell hergestellten Fahrdrähte dienten nicht etwa als Dekoration, sondern waren effektiv die elektrischen Leiter für den Antrieb der Modellzüge. Diese war zur damaligen Zeit eine Meisterleistung. Das Gotthardbahnmodell war wegweisend für den Modellbahnbau und diente vielen Modellbaubegeisterten über die Landesgrenzen hinweg als Vorbild.

Transformation im Aussenlager

Weil sich das Gotthardbahnmodell nicht auseinandernehmen lässt, musste für den Transport ins Zwischenlager eine Holzkiste mit den Ausmassen 6x15x4 Meter angefertigt werden. Am 7. Oktober 2023 wurde es im bernischen Bleienbach anlässlich eines «Tages der offenen Tür» das letzte Mal im alten Zustand präsentiert. Anschliessend kam es ins Sammlungsdepot des Verkehrshauses in Rain. Unter dem Prinzip «Altes mit Neuem verbinden» kümmerte sich die Modellbaugruppe Gotthard unter der Leitung von Emil Galliker um die Weiterentwicklung des Modells.

Neue Hingucker

Das ursprünglich in U-Form angelegte Modell wurde entlang der Bergkuppe aufgeschnitten, wie ein Sackmesser aufgeklappt und aneinandergereiht. Damit verlor das Modell ein bisschen an Breite wurde aber um ein Vielfaches länger. Während etlichen Monaten wurden im Aussenlager Holzgerüste gefertigt, Gleise neu verlegt, Gips angerührt, Bäume lackiert und Landschaftselemente hinzugefügt. Neue Hingucker sind etwa die Luftseilbahn Intschi-Arnisee, die Burgruine Zwing-Uri und die SAC-Leutschachhütte sowie das 4. Modul mit Kommandozentrale mit Wendemodul.
Quelle: Sandro Hartmeier

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