Noch nie waren so viele Menschen mit der SBB unterwegs wie im Jahr 2024: Täglich nutzten 1,39 Millionen Reisende die Züge des Fern- und Regionalverkehrs. Die steigende Nachfrage erfordert einen Ausbau des Bahnangebotes. Dafür braucht es eine ertragsstarke SBB. Die Richtung stimmt: Mit dem leicht höheren Jahresgewinn von 275 Millionen Franken ist die SBB zufrieden. Jedoch ist der Schuldenberg nach wie vor hoch, die SBB muss weiter sparen und effizienter werden. Positiv ist auch: Die Reisenden sowie die Mitarbeitenden sind zufriedener.
Immer mehr Menschen setzen auf die Bahn als bevorzugtes Verkehrsmittel. Diese erfreuliche Entwicklung erreichte 2024 mit täglich 1,39 Millionen Fahrgästen einen neuen Rekordwert – sowohl im Fern- als auch im Regionalverkehr. Die Rekordzahl an Reisenden sorgte für ein positives Ergebnis im Fernverkehr. Gewinne gab es auch bei SBB Immobilien und SBB Infrastruktur Energie. SBB Cargo International ist wieder in die Gewinnzone zurückgekehrt. Hingegen schrieb SBB Cargo Schweiz einen hohen Verlust. Gesamthaft resultierte ein Gewinn von 275 Millionen Franken.
Die SBB ist mit dem Gesamtergebnis zufrieden, allerdings mit Vorbehalten. Der Anstieg der Verschuldung konnte dank konsequenter Umsetzung der Spar- und Effizienzmassnahmen gedämpft werden. Mittelfristig benötigt die SBB jedoch einen jährlichen Gewinn von 500 Millionen Franken. Aufgrund der steigenden Nachfrage muss das Bahnangebot stetig ausgebaut werden. Dieser Ausbau erfordert eine ertragsstarke SBB. Nur so kann sie Investitionen tätigen, etwa in neue Züge, und die Verschuldung nachhaltig stabilisieren. Der Spar- und Effizienzdruck bleibt hoch.
Pünktlicher Bahnbetrieb trotz vielen Baustellen und einigen Totalsperren
Für die SBB sind ein zuverlässiger und sicherer Bahnverkehr sowie zufriedene Reisende und Mitarbeitende zentral. Die Mitarbeitenden meisterten mit ihrem täglichen Engagement grosse Herausforderungen im Bahnverkehr: Die SBB betrieb die Rekordzahl von über 20 000 Baustellen. Um Bauarbeiten schneller, effizienter und günstiger durchführen zu können, setzte die SBB bei einigen Strecken wie etwa im St. Galler Rheintal und zwischen Zürich HB und Zürich Wipkingen auf längere Totalsperren.
Auch im laufenden Jahr werden Bauarbeiten gebündelt durchgeführt und dafür Streckenabschnitte gesperrt, so etwa zwischen Freiburg und Bern während der Sommermonate, wenn weniger Pendlerinnen und Pendler unterwegs sind.
Die Reparaturarbeiten im Gotthard-Basistunnel konnten wie geplant im August abgeschlossen werden. Seither gelangen Reisende wieder eine Stunde schneller von der Deutschschweiz ins Tessin und dies neu während des ganzen Tages jede halbe Stunde. Gleichzeitig waren die Reisezüge pünktlicher unterwegs – insbesondere in der Westschweiz und im Tessin – wie die SBB Ende Januar zur Pünktlichkeit 2024 kommunizierte. In der Westschweiz wurde im Dezember 2024 der grösste Fahrplanwechsel seit 20 Jahren umgesetzt. Er sorgt in der Region unter anderem für 15 Prozent mehr Züge. Die ersten Wochen brachten einen stabilen Betrieb; an Verbesserungen arbeitet die SBB weiter. Noch nicht zufriedenstellend ist die Pünktlichkeit von Zügen aus dem Ausland.
Reisende und Mitarbeitende sind zufriedener
Die SBB Züge sind immer besser ausgelastet; trotzdem waren die Reisenden zufriedener als im Vorjahr (2024: 79,2 Punkte, 2023: 78,7 Punkte). Dazu beigetragen hat nebst der Pünktlichkeit die Erweiterung des Abo-Sortiments: Sowohl das Halbtax Plus als auch das GA Night sind beliebt und haben die Erwartungen der ÖV-Branche übertroffen. Weiter verbessern will sich die SBB bei der Kundeninformation und der Behebung von Störungen.
Die Kundenzufriedenheit bei SBB Cargo Schweiz sank auf 67,6 Punkte (2023: 73,7 Punkte). Gründe sind Preiserhöhungen und die schlechtere Produktion aufgrund vieler Baustellen in der Nacht, der Teilsperre des Gotthard-Basistunnels und Personalengpässen im Rangierbahnhof Limmattal.
In der Personalumfrage zeigten sich die Mitarbeitenden so zufrieden und motiviert wie noch nie seit Messbeginn vor über zwanzig Jahren (2024: 80 von 100 Punkten, 2023: 79 Punkte). Die SBB ist eine attraktive Arbeitgeberin. Um dem Fachkräftemangel zu begegnen, will die SBB die besten Mitarbeitenden gewinnen und halten.
Die SBB beschäftigt 35 500 Mitarbeitende, das sind knapp 600 mehr als im Vorjahr. Damit wurden der Unterbestand aufgeholt, externe Stellen internalisiert sowie dem steigenden Bauvolumen Rechnung getragen. Beim Aufbau in den vergangenen Jahren handelt es sich zum grössten Teil um Stellen im operativen Bereich, beispielsweise Lok- und Zugpersonal, Ingenieure, Technikerinnen, Handwerker oder IT-Fachleute. Wo Stellen nicht mehr nötig sind, baut sie die SBB ab: Aufgrund der geringen Nachfrage und des schlechten Ergebnisses bei SBB Cargo Schweiz werden rund 80 Vollzeitstellen weniger benötigt. Dieser Abbau erfolgt möglichst über Wechsel innerhalb der SBB oder natürliche Fluktuation.
SBB erzielt Fortschritte bei Sicherheit und Digitalisierung
Die Arbeitssicherheit hat sich dank konkreter Massnahmen verbessert. Die Zahl der Berufs- und Rangierunfälle hat abgenommen. Sehr betroffen machten die SBB zwei tödliche Unfälle von Mitarbeitenden. Die SBB will die Sicherheit in Zügen und an Bahnhöfen weiter erhöhen. Mehrere Massnahmen wurden 2024 umgesetzt: verstärkte Präsenz von Transportpolizei und Transsicura, Einführung von Bodycams, ein neues Security-Trainingsszentrum im Centre Loewenberg und eine gemeinsame Kampagne mit den Sozialpartnern gegen Aggressionen im ÖV.
Fortschritte machte die SBB auch bei der Digitalisierung. Seit 2024 können internationale Tickets via SBB Mobile gekauft werden. Als eine der ersten Bahnen in Europa testete die SBB erfolgreich eine ferngesteuerte Rangierlokomotive unter laufendem Betrieb. Neue Programme ermöglichen die Weiterentwicklung der Bahnsteuerung und eine schnellere Analyse des Fahrplans. Die Digitalisierung hilft, den Bahnverkehr der Zukunft effizienter und produktiver zu betreiben.
Internationaler Personenverkehr hat Potenzial
Die SBB sieht eine steigende Nachfrage im internationalen Personenverkehr und arbeitet intensiv daran, die grenzüberschreitenden Verbindungen auszubauen. Dafür braucht die SBB künftig mehr Züge, zudem müssen ältere ersetzt werden. Die SBB prüft dabei perspektivisch auch den Einsatz von neuen Hochgeschwindigkeitszügen im grenzüberschreitenden Verkehr. Dazu sollen Informationsaustausche mit Herstellern zur Beschaffung und Finanzierung der Züge durchgeführt werden. Entsprechende Vorankündigungen erfolgen demnächst über die Beschaffungsplattform Simap.
Zudem hat die SBB eine Studie durchgeführt, um die Machbarkeit einer Direktverbindung zwischen der Schweiz und London zu prüfen. Die Ergebnisse zeigen, dass diese technisch machbar, jedoch anspruchsvoll ist. Die SBB möchte diese Verbindung anbieten und treibt das Projekt voran. Eine Umsetzung ist jedoch frühestens in den 2030er-Jahren möglich.
Bahnausbau ist nötig, ebenso Priorisierung nach Kundennutzen
Das bereits heute stark frequentierte Bahnnetz wird in den kommenden Jahren noch dichter befahren, die Nachfrage wird weiter steigen. Was es deshalb im nächsten grossen Ausbauschritt braucht, ist seit längerem klar: im Reiseverkehr 20 Prozent mehr Sitzplätze, im Fernverkehr flächendeckend den Halbstundentakt und auf vielen Strecken sogar den Viertelstundentakt, im Güterverkehr ein schweizweites Expressnetz und einen Halbstundentakt auf der West-Ost-Achse.
Bei der Konkretisierung der Planungen hat sich leider gezeigt: Anpassungen sind nötig, die Mehrkosten gross. Aber nur so kann das Bahnsystem auch künftig stabil und pünktlich betrieben werden. Heute weiss die SBB dank besseren Simulationsmethoden für Fahrzeiten oder Umsteigezeiten viel präziser als 2014, wie viele Abstellanlagen, neue Kreuzungsstellen, Doppelspurabschnitte oder Perronverlängerungen notwendig sind. Zudem hat die SBB entschieden, auf schnelleres Fahren in Kurven mit dem FV-Dosto zu Gunsten von mehr Reisekomfort zu verzichten. Die Folge der veränderten Ausgangslage: Schweizweit sind rund 80 zusätzliche Projekte nötig. Hinzu kommen Mehrkosten bei bereits beschlossenen Projekten. Bahnhöfe mit sehr vielen Reisenden müssen höheren Anforderungen oder angepassten Normen und Vorgaben genügen.
Angesichts der hohen Zusatzkosten hat das Eidgenössische Departement für Umwelt-, Verkehr-, Energie und Kommunikation (UVEK) folgerichtig entschieden, Ausbauprojekte für Schiene und Strasse zu priorisieren; nach welchen Kriterien ist zu definieren. Die externe Überprüfung durch die ETH Zürich wird hier Grundlagen für die richtigen Entscheide liefern. Die SBB ist als Teil der Begleitgruppe beratend tätig. Wichtig ist aus Sicht der SBB, Kapazitätsengpässe zu beseitigen, sowie den weiteren Bahnausbau nach dem grösstmöglichen Kundennutzen zu priorisieren: Die Bahn muss für die ganze Schweiz weiterentwickelt werden – dabei gilt es, die Bedürfnisse der Agglomerationen bis hin zu den Randregionen zu berücksichtigen. Hinzu kommt die Wirtschaftlichkeit: Neue Bahnanlagen müssen unterhalten werden – die Folgekosten für Substanzerhalt betragen jährlich rund drei Prozent der Baukosten, weshalb die Gesamtkosten für den Substanzerhalt insgesamt ansteigen.
Mit Mut und Innovation die Mobilität neu denken
Das vor einem Jahr vorgestellte Zielbild der SBB für die Mobilität ab Mitte des Jahrhunderts kann dabei als Kompass dienen. «Flexibler, häufiger, schneller» heisst für die SBB, Verbindungen von Tür-zu-Tür zu denken und alle Verkehrsmittel nach ihren Stärken einzusetzen. Zudem ist Mut erforderlich, das Knotenprinzip oder die Haltepolitik zu hinterfragen. Wenn Züge weniger halten, wird die Bahn schneller. Rufbusse oder automatisierte Fahrzeuge stellen sicher, dass Menschen in maximal 15 Minuten einen Bahnhof erreichen und dort alle 15 Minuten einen Anschluss haben. Einen konkreten Test mit automatisierten Fahrzeugen führt die SBB zusammen mit dem Kanton Zürich 2025 im Furttal durch.
Angesichts der offenen Fragen zum Bahnausbau ist es erst recht wichtig, die Mobilität vorausschauend zu planen – und dies mit Blick auf künftige Bedürfnisse von Reisenden, Güterverkehrskunden und der Schweiz, welche die SBB verbindet. Die SBB ist überzeugt, dass die Bahn eine Schlüsselrolle in einer zukünftigen, klimafreundlichen Gesamtmobilität spielen wird.
Das SBB Geschäftsjahr 2024 in Zahlen |
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Der Jahresgewinn von 275 Millionen Franken war geprägt von der Rekordzahl der Reisenden, dem wiederum soliden Gewinn von SBB Immobilien und dem guten Ergebnis von SBB Infrastruktur Energie. Demgegenüber steht ein höherer Verlust beim Güterverkehr. Die Verschuldung liegt wegen hohen Investitionen in Rollmaterial mit 12,1 Milliarden Franken über dem Vorjahresniveau. Der Schuldendeckungsgrad beträgt 8,2. Die SBB will die Zielvorgabe des Bundes von 6,5 bis 2030 erreichen. Personenverkehr Die Personenverkehrserträge haben gegenüber dem Vorjahr um 6,5 Prozent auf 3974 Millionen Franken zugenommen. Der Fernverkehr erzielte einen Gewinn von 148 Millionen Franken (2023: 117 Millionen CHF). Zurückzuführen ist dies vor allem auf die höhere Nachfrage, insbesondere im Freizeitverkehr am Wochenende. Das Ergebnis im Regionalverkehr betrug –17 Millionen Franken (2023: 23 Millionen CHF). Dies ist vor allem auf gestiegene Kosten zurückzuführen, insbesondere auf die planmässigen Instandhaltungsleistungen für das Rollmaterial, die aufgrund der Wartungszyklen in einzelnen Jahren schwanken. Das neue Produkt Halbtax Plus schliesst die Lücke zwischen Halbtax-Abonnement und Generalabonnement und entspricht dem Kundenbedürfnis nach mehr Flexibilität. Das von der Branche gesetzte Ziel von 52 000 verkauften Paketen per Ende 2024 wurde mit 204 800 verkauften Paketen fast um das Vierfache übertroffen. Der Umlauf der Generalabonnemente entwickelte sich entsprechend rückläufig auf 424 865 Stück per Ende 2024 (–5,0 Prozent). Die Anzahl der Halbtax-Abonnemente stieg auf einen neuen Höchststand von 3 338 282 Stück (+6,1 Prozent). Immobilien Das Jahresergebnis von SBB Immobilien vor Ausgleichszahlungen an die Infrastruktur (150 Millionen CHF) und Beiträgen an die Pensionskasse (78 Millionen CHF) lag mit 264 Millionen Franken leicht unter dem Vorjahr (2023: 281 Millionen CHF). Die Mieterträge Dritter nahmen um 4,6 Prozent zu. Hauptgrund waren Neuinbetriebnahmen von Wohn- und Geschäftsliegenschaften. Gleichzeitig war der Aufwand für Instandsetzung, Betrieb und Reinigung der Gebäude, insbesondere in den Bahnhöfen, höher und es fallen positive Einmaleffekte aus Verkaufsgewinnen vom Vorjahr weg. Güterverkehr Schweiz und International Bei SBB Cargo Schweiz verschlechterte sich das Ergebnis auf –76 Millionen Franken (2023: –40 Millionen CHF). Die Verkehrsleistung reduzierte sich gegenüber dem Vorjahr um 8,4 Prozent. Auch sind Sondereffekte aus dem Jahr 2023 weggefallen, nämlich der Verkauf von Rollmaterial im Umfang von 29 Millionen Franken. Die SBB setzt auf einen starken zukunftsfähigen Schienengüterverkehr, um die Landesversorgung, Sicherheit und Klimaziele zu unterstützen. In Kombination mit der Strasse transportiert die Bahn schwere Güter auf langen Strecken. Mithilfe eines neuen Produktionsmodells und der Automatisierung wird die SBB die Kosten senken. Mit einem verlässlichen Angebot zu kostendeckenden Preisen setzt SBB Cargo Schweiz auf langfristige Partnerschaften mit Kunden. Für die finanzielle Sanierung des Einzelwagenladungsverkehrs in der Schweiz als Rückgrat der Wirtschaft ist eine vorübergehende finanzielle Unterstützung des Bundes nötig. Die Baubranche, Chemie sowie Transitverkehre verursachten den Rückgang im nationalen Verkehr. ChemOil, eine Tochter von SBB Cargo Schweiz und grösster Schweizer Schienenlogistiker für Gefahrgut, verzeichnete 2024 erneut ein erfolgreiches Jahr, vor allem dank stärkeren internationalen Chemieverkehren in kundeneigenen Kesselwagen. Der restliche Verkehr blieb stabil. SBB Cargo International kehrte in die Gewinnzone zurück (2024: 3,5 Millionen CHF, 2023: –2,5 Millionen CHF). Die konjunkturelle Situation vor allem in Deutschland und Italien, die Einschränkungen im Gotthard-Basistunnel sowie die steigende Bautätigkeit auf gewissen Strecken in Deutschland beeinflussten die Verkehrsleistung negativ (–5,7 Prozent gegenüber Vorjahr). Dank höherer Nebenerträge, so unter anderem aus Lokvermietungen und tieferen Bahnbetriebsleistungen, konnten die Mengenverluste im Ergebnis kompensiert werden. Infrastruktur Infrastruktur Netz erzielte mit 2,3 Millionen Franken das angestrebte ausgeglichene Jahresergebnis (2023: –22,9 Millionen CHF). Positiv wirkte sich die Steuerung der Unterhaltsleistungen aus. Höhere Personalkosten aufgrund der Zunahme bei Ausbau- und Erneuerungsprojekten sowie teuerungsbedingte Lohnmassnahmen belasteten das Ergebnis. Das Jahresergebnis von Infrastruktur Energie verbesserte sich ebenfalls auf 115 Millionen Franken (2023: 77,8 Millionen CHF). Gründe sind gestiegene Produktion infolge höherer Zuflüsse, die zu geringerem Einkauf am Markt sowie tieferen Netznutzungskosten führten. – Mehr Zahlen und Fakten finden sich im SBB Geschäftsbericht auf der Website «SBB Geschäftsbericht» |
SEV: In Service Public investieren statt Personal abbauen |
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Die Gewerkschaft des Verkehrspersonals SEV gratuliert der SBB zu den guten finanziellen Zahlen und dem erreichten Rekordwert an Fahrgästen im Personenverkehr. Der SEV fordert, dass die SBB gezielt ins Personal investiert. Ein Abbau beim Personal und eine Verschlechterung der Arbeitsbedingungen darf nicht sein. Beim Schienengüterverkehr verlangt der SEV von der Politik und von SBB Cargo eine weitsichtige Strategie statt kurzfristige Abbaumassnahmen. Das engagierte und loyale Personal hat massgeblich dazu beigetragen, dass die SBB auch 2024 die grossen Herausforderungen im Bahnverkehr meistern konnte, gute Zahlen schrieb und einen Gewinn von 275 Mio. Franken erwirtschaftet hat. Nun gilt es, dem Personal entsprechende Wertschätzung zu zeigen. «Die SBB sollten stärker in attraktive Arbeitsbedingungen investieren, als Zeichen der Wertschätzung und als Investition in die Zukunft», sagt SEV-Vizepräsident Patrick Kummer. Die Arbeitssicherheit im Bahnverkehr ist zentral Der SEV nimmt zur Kenntnis, dass sich die Arbeitssicherheit dank konkreter Massnahmen verbessert habe. «Dass Verbesserungen erzielt werden konnten ist gut. Es braucht aber noch viel mehr Anstrengungen, damit das Sicherheitsgefühl der Mitarbeitenden wieder ansteigt. Die Präsenz der Transportpolizei muss dafür nicht nur verstärkt werden. Bei der Transportpolizei braucht es dringend einen spürbaren Stellenausbau.» sagt Patrick Kummer. «Um Rangierunfälle zu vermeiden, braucht es den ernsthaften Dialog mit den Mitarbeitenden, um Risiken früh genug zu erkennen und mit raschen Massnahmen zu beheben». Unsicherheit für die Mitarbeitenden bei Personenverkehr Eine anstehende Herausforderung sind die Verhandlungen zu den bereichsspezifischen Arbeitszeitregelungen (BAR). Die BAR sind ein bewährtes Modell um spezifische Bedürfnisse einzelner Berufsgruppen zu regeln. Das sind zum Beispiel spezielle Pausenregelungen, Ruheschichten oder die maximale Dauer von Arbeitsschichten, die nur für eine bestimmte Berufsgruppe gelten. «In mehreren Bereichen bei Personenverkehr laufen derzeit Verhandlungen. Wir sind bereit, gemeinsam mit der SBB die BAR zu verbessern. Verschlechterungen für das Personal lehnen wir strikt ab», sagt Patrick Kummer. «In den nächsten Jahren droht weiterhin ein Verlust von Know-how aufgrund der zahlreichen anstehenden Pensionierungen. Die SBB muss also Anreize schaffen für qualifiziertes Personal, insbesondere in der Schicht- und Tourenarbeit. Das funktioniert nur durch Verbesserungen bei den Arbeitsbedingungen, insbesondere bei den Löhnen und Zulagen.» Der Schienengüterverkehr bleibt zukunftsträchtig Der SEV bedauert, dass für den Güterverkehr noch immer eine seriöse Finanzierung fehlt. «Wir sind überzeugt, dass der Transport von Gütern über die Schiene weiterhin zukunftsträchtig ist. Wir stellen jedoch fest, dass der politische Wille zur Erreichung der Verlagerungsziele offenbar fehlt. Wenn jetzt auch noch massiv Personal abgebaut wird, verbaut sich SBB Cargo die eigene Zukunft. » sagt Patrick Kummer. Die Gewerkschaft fordert, das Abbau-Projekt «G-enesis» zu stoppen. «Eine weitsichtige Strategie ist gefragt statt kurzfristigem Managementdenken. Nur mit langfristig verbindlichen Investitionen in den Schienengüterverkehr lässt sich das Verlagerungsziel erreichen. Der Güterverkehr muss von der Politik und von SBB Cargo selbst endlich als Service Public verstanden werden», ist Patrick Kummer überzeugt. |
transfair: Zu tiefes Jahresergebnis 2024 – Einschnitte bei SBB Cargo auf Kosten des Personals |
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Die SBB präsentierte heute ihren Jahresabschluss und ihre Perspektiven. Trotz steigender Fahrgastzahlen reicht das Ergebnis nur zur Hälfte, um Investitionen ohne zusätzliche Verschuldung zu finanzieren. Die SBB muss sparen – wegen kostentreibenden Angebotsverbesserungen und wegen Schuldenvorgaben des Bundes. transfair fordert, dass die Arbeitsbedingungen trotz engem Finanzrahmen attraktiv bleiben. SBB Cargo muss sich transformieren, doch ein überhasteter Personalabbau birgt Risiken: Es droht sowohl ein Verlust von Knowhow als auch von weiterem Verkehr. Stattdessen braucht es nachhaltige Lösungen und politische Unterstützung, damit der Güterverkehr auf der Schiene nicht schrumpft. Kundenbedürfnisse steigern die Kosten Eine steigende Nachfrage im Personenverkehr erhöht die Kosten bei Rollmaterial, Unterhalt, Infrastruktur und besonders beim Personal der SBB. Neue und zusätzliche Verkehrsangebote haben ihren Preis – nicht nur finanziell, sondern auch personell. Es braucht Mitarbeitende, die den Verkehr rund um die Uhr sicherstellen. Dies ist nicht gratis. transfair warnt davor, in diesem Spannungsfeld die Bedürfnisse des Personals zu vernachlässigen. Zu enge Vorgaben des Eigners Bund Die Finanzvorgaben des Bundes sind zu strikt in Bezug auf die Einhaltung eines bestimmten Schuldenstandes. Das Ausgabeneinsparziel der SBB von 6 Milliarden CHF bis 2030 ist bereits in Verzug – zusätzliche Massnahmen sind nötig. transfair wird diese kritisch beobachten – insbesondere wenn der Spardruck auf die Mitarbeitenden abgewälzt wird. Greta Gysin, Präsidentin von transfair und Nationalrätin, ergreift Position fürs Personal: «Die SBB muss trotz Sparvorgaben attraktive Arbeitsbedingungen bieten. Ein starker öffentlicher Verkehr braucht motivierte und gesunde Mitarbeitende – Sparmassnahmen dürfen nicht zulasten der Anstellungsqualität gehen.» SBB Cargo vor folgenreichen Einschnitten Das neue Gütertransportgesetz (GüTG) setzt die politischen Ziele für den Schweizer Schienengüterverkehr der nächsten Jahre. Befristete Subventionen sollen den Einzelwagenladungsverkehr (EWLV) vom tiefroten Verlustgeschäft zur schwarzen Null führen. Ob im GüTG doch noch ein Verlagerungsziel aufgenommen wird, bleibt offen. Bei SBB Cargo beginnt ein schmerzhafter Personalabbau. Der Schienengüterverkehr schrumpft aktuell, insbesondere der Transport schwerer Industriegüter. Aufgrund hoher Verluste hat SBB Cargo entschieden, bereits im 2025 Stellen zu streichen – noch bevor 2026 Bundesmittel fliessen. Für das Personal ein harter Schlag: Rund 82 der 2100 Stellen fallen in Produktion und Supportbereichen an verschiedenen Standorten weg. transfair bedauert, dass SBB Cargo schon vor der Transformation abbaut und auch in den kommenden Jahren massiv redimensioniert und Personal abbauen will. Besonders kritisch sieht transfair, dass dieser Abbau erfolgt, bevor nachhaltige Transformationsschritte umgesetzt werden. Eine langfristige Strategie ist nötig, um Arbeitsplätze zu sichern und eine gewisse Wettbewerbsfähigkeit des Schienengüterverkehrs zu erreichen. «Ohne politische Unterstützung droht SBB Cargo in eine Abwärtsspirale zu geraten – daher setze ich mich im Parlament für umfassende Mittel ein», betont Gysin. Bruno Zeller, Branchenleiter öffentlicher Verkehr bei transfair, gibt zu bedenken: «Ein Personalabbau reduziert die Flexibilität in einem sich wandelnden Markt. Gerade wenn dereinst mit Automatisierungsschritten der Betrieb produktiver wird und Kunden einfacher bedient werden können, könnte qualifiziertes Personal fehlen. Das ist riskant!» Zudem geht einmal mehr wertvolles Knowhow verloren, das bei einer Marktbelebung nicht sofort wieder bereit steht. «Kommt dazu, dass statt engerer Zusammenarbeit eine Rückverlagerung auf die Strasse droht. Das kann nicht das Ziel sein», untermauert Zeller. transfair warnt davor, «das Kind mit dem Bad auszuschütten» und fordert für die vom Stellenabbau betroffen Mitarbeitenden maximale Unterstützung innerhalb des Konzerns. |
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