Jahresergebnis 2020: BLS arbeitet finanzielle Situation auf

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Am 9. September 2020 fand im Werk Erlen von Stadler der Rollout des neuen BLS FLIRT statt. Der Zug hat den Namen «MIKA» erhalten, MIKA steht für moderner, innovativer, kompakter Allroundzug. / Quelle: Sandro Hartmeier

Das Jahr 2020 war für die BLS ausserordentlich herausfordernd. Wegen der Corona-Pandemie und der Korrektur überhöhter Abgeltungen im Regionalverkehr schreibt der Konzern einen Verlust von 50,8 Mio. Franken. Für den Regionalverkehr beantragt die BLS Bundeshilfe über 9,7 Mio. Franken. Auch für die Schifffahrt und den Autoverlad am Simplon hat die BLS Gesuche um finanzielle Hilfe eingereicht. Durch die Aufarbeitung ihrer finanziellen Situation schafft die BLS mehr Sicherheit im Abgeltungswesen. Dank des ausserordentlichen Einsatzes der Mitarbeitenden konnte die BLS ihre Leistungen im Personen- und Güterverkehr auch in diesem speziellen Jahr jederzeit aufrecht erhalten.

Die Corona-Pandemie hat die Mobilität in der Schweiz stark eingeschränkt, dies zeigen auch die Zahlen der BLS: Waren im Jahr 2019 noch 67,7 Mio. Personen mit der BLS unterwegs, reisten im letzten Jahr nur noch 50,6 Mio. Personen in den Zügen, Bussen und auf den Schiffen der BLS – das sind rund 25 Prozent weniger Fahrgäste. Entsprechend fielen auch die Einnahmen aus dem Billettverkauf um 44,1 Mio. Franken tiefer aus als im Vorjahr.

Auf Konzernstufe verbucht die BLS im Jahr 2020 einen Verlust von 50,8 Mio. Franken. Den grössten Teil davon trägt mit 49 Mio. Franken das Geschäftsfeld Personenmobilität, zu dem der Regionalverkehr Bahn und Bus, der Fernverkehr, die Schifffahrt und der Autoverlad gehören. Auf die anderen drei Geschäftsfelder – die Infrastruktur, den Güterverkehr und die Immobilien – hat sich die Corona-Pandemie weniger stark ausgewirkt.

Mehr Sicherheit im Abgeltungswesen

Nebst der Corona-Pandemie belastet die Aufarbeitung der früheren fehlerhaften Offerterstellung der BLS die Jahresrechnung 2020. Die zu hohen Abgeltungen für die Jahre 2012 bis 2018 über 39,9 Mio. Franken wurden bereits in der Jahresrechnung 2019 zurückgestellt. Mit dem Bund und den Kantonen haben die BLS AG und ihre Tochtergesellschaft Busland AG nun eine Einigung zur Rückzahlung von 49 Mio. Franken inklusive Zinsen und Anteil Vorsteuerkürzungen erzielt.

Ausserdem hat die BLS verschiedene Sachverhalte im Abgeltungswesen bereinigt, die von der Eidgenössischen Finanzkontrolle kritisiert worden sind. Im Zusammenhang mit Mietzinsen, Kosten für Lokomotiven und Bahnersatzleistungen hat die BLS in der Jahresrechnung 2020 Rückstellungen und Korrekturen vorgenommen. Die BLS begrüsst, dass der Bund für die Behandlung dieser Sachverhalte in Zukunft klare Regeln aufstellt. Um künftig eine höhere Sicherheit im Abgeltungswesen zu erreichen, passt die BLS ihre finanziellen Abläufe an, beispielsweise bei den Offerterstellungen für den abgeltungsberechtigten Regionalverkehr. Dies wird bei der aktuell laufenden Erstellung der Offerte 2021 bereits umgesetzt.

Sparmassnahmen und Auflösung von Reserven

Mit dem laufenden Effizienzsteigerungsprogramm hat die BLS im Jahr 2020 13,3 Mio. Franken eingespart und hat zusätzlich auf mehrere Millionen Franken an Fremdleistungen verzichtet. Zudem hat die BLS Reserven in der Höhe von 18,1 Mio. Franken aufgelöst. Sie erfüllt damit auch die Forderung des Bundesamts für Verkehr, wonach alle Transportunternehmen nicht explizit mit Bund und Kantonen vereinbarte Reserven auflösen müssen. Der Betrag aus den aufgelösten Reserven wird anteilmässig den Bereichen Regionalverkehr, Autoverlad, Schifffahrt und Infrastruktur zugeführt, wodurch sich die entsprechenden Spartenergebnisse verbessern.

Dadurch verbleibt im abgeltungsberechtigten Regionalverkehr ein Verlust von 10,8 Mio. Franken. Um den Verlust zu decken, hat die BLS beim Bund ein Gesuch über 9,7 Mio. Franken an Unterstützung eingereicht. Auch um die Verluste der Schifffahrt (4,1 Mio. Franken) und des Autoverlads am Simplon (1,4 Mio. Franken) teilweise zu decken, hat die BLS Gesuche um finanzielle Hilfe eingereicht. Die Verluste beim Autoverlad am Lötschberg (3,6 Mio. Franken) und beim Fernverkehr (2,7 Mio. Franken) trägt die BLS selbst.

Ausserordentlicher Einsatz der Mitarbeitenden

Die BLS hat während der Corona-Pandemie ihre Leistungen im Personen- und Güterverkehr jederzeit aufrechterhalten, ihren öffentlichen Auftrag erfüllt und zur Versorgung der Wirtschaft beigetragen. Die Mitarbeitenden haben die Herausforderungen der Corona-Pandemie angenommen und für die Fahrgäste und die Güterverkehrskunden eine hervorragende Leistung erbracht. Die BLS dankt allen Mitarbeitenden für ihren ausserordentlichen Einsatz.

SEV: Auch in schwierigen Zeiten kann die BLS auf ihre Mitarbeitenden stolz sein
In der anhaltenden Pandemiesituation hat die BLS am 9. April 2021 wie erwartet einen grossen Verlust 2020 präsentiert. Insbesondere in ihrem Geschäftsfeld Personenmobilität hat die Unternehmung stark unter den Corona-Restriktionen und dem damit einhergehenden Passagiereinbruch gelitten. Die Gewerkschaft des Verkehrspersonals SEV setzt sich dafür ein, dass die Mitarbeitenden nicht die Zeche für die Krise bezahlen müssen.

Die Corona-Pandemie stellt viele Branchen vor grosse Herausforderungen. Der öffentliche Verkehr macht hierbei keine Ausnahme, wie das am 9. April 2021 präsentierte Jahresergebnis 2020 der BLS verdeutlicht. Gleichzeitig hat der öV eine wichtige Funktion im Service public und bietet sich nicht zuletzt auch als Teil der Lösung im Klimawandel an. Der SEV ruft deshalb dazu auf, jetzt keine unbedachten Sparübungen loszutreten.

Wie jede Krise wird auch die aktuelle Situation ein Ende haben. Dann ist es umso wichtiger, dass genügend motiviertes Personal vorhanden ist, um die Leistungen im Service public weiter auszubauen.

«Die Mitarbeitenden der BLS haben im vergangenen Jahr einmal mehr gezeigt, dass sie auch unter schwierigsten Umständen hervorragende und zuverlässige Arbeit leisten», betont der zuständige SEV-Gewerkschaftssekretär Michael Buletti.

«Das Unternehmen kann stolz sein auf seine Mitarbeitenden und soll dies entsprechend wertschätzen. Im Gegensatz zu früheren Jahren wird der ausserordentliche Einsatz der Mitarbeitenden in diesem schwierigen Jahr erfreulicherweise ausdrücklich verdankt.»

Es darf jetzt aufgrund von Effizienzmassnahmen nicht zu Kündigungen und zur Verschlechterung der Anstellungsbedingungen kommen.

Vor allem die durch fehlerhaftes Management verursachten Rückzahlungen für zu viel bezogene Abgeltungen soll nicht das Personal ausbaden müssen. Der SEV hofft, dass die BLS nun die nötigen Lehren aus diesen Geschichten gezogen hat.

Der SEV setzt sich weiterhin auch auf politischer Ebene dafür ein, dass die BLS und die gesamte Branche finanziell unterstützt und die durch die Pandemie verursachten Verluste aufgefangen werden.
Transfair: Verlust für die BLS, Anerkennung für deren Personal
Am 9. April 2021 hat die BLS ihren Jahresabschluss für 2020 präsentiert. Der grosse Verlust von 50,8 Millionen Franken ist für Transfair keine Überraschung. Covid-19, das gescheiterte IT-Projekt «IVU», die Lötschbergbaustelle und auch die Panne bei den Subventionen haben eindeutige Spuren hinterlassen. Transfair begrüsst, dass die BLS Verantwortung übernimmt und ihren Verlust explizit nicht durch weitere Sparprogramme beim Personal decken will.

Die BLS hat ein turbulentes Jahr hinter sich. Nicht nur das Corona-Virus hat sich negativ auf das finanzielle Ergebnis gewirkt: Die BLS hat in den vergangenen Jahren nicht immer alles ganz richtig gemacht. Die Überbleibsel dieser Verfehlungen schlagen sich nun ebenfalls in den roten Zahlen nieder. Transfair begrüsst, dass die BLS Verantwortung übernimmt, die zu viel abgerechneten Subventionen zurückzahlt und dazu einen Weg gefunden hat, der nicht in einem weiteren Sparprogramm zulasten des Personals endet.
 
Fritz Bütikofer, Verantwortlicher der Sozialpartnerschaft mit BLS bei Transfair, hält zustimmend fest:

«Die Mitarbeitenden von BLS erbringen täglich unter erschwerten (Corona-)Bedingungen ausgezeichnete Arbeit. Transfair begrüsst, dass die BLS diesen Einsatz würdigt und erkannt hat, dass weitere Sparprogramme beim Personal kontraproduktiv wären.»

Für den Personalverband ist weiter zentral, dass die BLS aus ihren Fehlern gelernt hat und sich die Sozialpartnerschaft wieder auf einem positiven Weg befindet.

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